(De-)koloniale Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg

Unsere vergessenen Befreier

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Unzählige Menschen und alle Kontinente wurden durch diesen Krieg erschüttert, dessen Zentrum Deutschland war. Die Nationalsozialisten hatten den Weltkrieg 1939 mit dem Überfall auf Polen begonnen, und schließlich über Europa hinaus nach Asien, Ozeanien, Afrika und die Amerikas ausgeweitet.
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Nazideutschland gedenken wir bis Anfang Juni mit zahlreichen Vorträgen und einer Filmreihe mit Gästen aus Algerien, Frankreich, Italien, Brasilien, Korea und den USA sowohl seinen Opfern wie auch den Widerstandskämpfer*innen aus dem Globalen Süden. Damit wollen wir zum Perspektivwechsel von einer eurozentrischen hin zu einer globalen Geschichtsschreibung beitragen. Europa, und insbesondere Deutschland, muss sich der historischen Verantwortung stellen, die es gegenüber Kontinenten, Ländern und Regionen hat, die durch Kolonialisierung und Krieg zerrüttet wurden. Untrennbar damit verbunden ist auch die Verantwortung gegenüber Menschen, die heutzutage aus ihren Herkunftsländern flüchten und hier nach Schutz und Asyl suchen.
Eine Veranstaltung von iz3w und Kommunales Kino Freiburg in Kooperation mit ACT – Africa Center for Transregional Research, Blaues Haus Breisach, Centre Culturel Français Freiburg, DEAB, De/Coloniality Now, FAIRburg, Frankreich-Zentrum, freiburg-postkolonial, Institut für Sozial- und Kulturanthropologie, KoBra – Kooperation Brasilien, Kulturaggregat, recherche international, Theater Freiburg, Weingut Dilger
Mit finanzieller Unterstützung des Landtags und des Staatsministeriums Baden-Württemberg über die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg, gefördert von Brot für die Welt mit Mitteln des kirchlichen Entwicklungsdienstes, INTA-Stiftung, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, Kulturamt Freiburg

Fanon (Chroniques Fidèles …)

Unter dem offiziellen Titel CHRONIQUES FIDÈLES SURVENUES AUS SIÈCLE À L´HOPITAL PSCHIATRIQUE BLIDA-JOINVILLE, AU TEMPS OÚ L´DOCTEUR FRANTZ FANON ÉTAIT CHEF DE LA CINQUIÈME DIVISION ENTRE 1953 ET 1956 schildert Abdenour Zahzah die prägende Zeit von Dr. Frantz Fanon als Leiter der muslimischen Abteilung des psychiatrischen Krankenhauses von Blida-Joinville in Algerien. Während seiner Amtszeit führte Fanon weitreichende Reformen ein und analysierte, wie Rassismus, Kolonialismus und Vorurteile die Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen beeinflussen. Er entwickelte sozialtherapeutische Ansätze, die den heilenden Einfluss von sozialer Interaktion und kultureller Verbundenheit in den Mittelpunkt stellten. Dazu zählten Aktivitäten wie Mannschaftssport, Live-Musik und die Schaffung sozialer Räume, die den kulturellen Hintergründen der Patienten entsprachen.

Wann
Sa 14.06., 19:30
Sa 05.07., 21:30

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 5,00 € (ermäßigt)

Vergangene Veranstaltungen dieser Reihe:

AFRIKANISCHE KOLONIALSOLDATEN IN DEUTSCHER PERSPEKTIVE – KRIEG, RASSISMUS UND GESCHLECHT IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT

Rassistische Bilder von afrikanischen Kolonialsoldaten wurden bereits im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geprägt und dann zur Kaiserzeit in den Debatten über Kolonialkriege und in der Weimarer Republik in der Kampagne gegen die Rheinlandbesetzung fortgeschrieben. Die Bilder dienten der Propaganda gegen feindliche Mächte, verhandelten aber auch Geschlechterverhältnisse und »Weißsein« der deutschen Gesellschaft selbst. In der NS-Zeit schlug sich dies in der Zwangssterilisation hunderter Kinder von Kolonialsoldaten und weißen Müttern sowie in zahlreichen »gebilligten Massakern« der Waffen-SS an Kolonialsoldaten nieder. Kolonialsoldaten etwa aus Nord- und Westafrika hatten danach wesentlichen Anteil an der Befreiung des Elsass und Badens vom NS. Die dabei verübte, auch sexualisierte Gewalt gegen Zivilist*innen ist bis heute öffentlich präsent, während die Taten weißer Soldaten eher ausgeblendet wurden. Vor allem aber blieben die an den Kolonialsoldaten verübte Gewalt und der weiter tradierte Rassismus, unter dem Kinder von weißen Frauen und Kolonialsoldaten auch nach 1945 weiter zu leiden hatten, ein Randthema.

Im Anschluss:
AUCH AFRIKANER HABEN DAS ELSASS BEFREIT (CÉST NOUS LES AFRICAINS … EUX AUSSI ONT LIBÉRÉ L´ALSACE)

Überlebende Kolonialsoldaten aus Nordafrika berichten in Interviews, wie sie rekrutiert und in de Gaulles Armee des Freien Frankreich diskriminiert wurden. Einige blieben im Elsass und wurden „auf dem Papier Franzosen“, fühlen sich aber auch ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende nicht als gleichberechtigt anerkannt.

Wann
Di 03.06., 19:00 Uhr, zu Gast: Heiko Wegmann (freiburg-postkolonial)

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
Eintritt frei

Auf den Spuren von Frantz Fanon (Sur les Traces de Frantz Fanon)

„Als Arzt kannte er menschliches Leiden. Als Psychiater hat er die Ursachen für die Entstehung von Traumata analysiert und als Kolonialisierter hat er besser verstanden als jeder andere, was es bedeutet, unter kolonialen Bedingungen aufzuwachsen.“ Mit diesen Worten von Aimé Césaire und historischen Aufnahmen von Frantz Fanons Beerdigung 1961 beginnt der Dokumentarfilm von Mehdi Lallaoui.

Wann
Mi 14.05. 19:30 Uhr; zu Gast: Mehdi Lallaoui, Alice Cherki
Mi 11.06., 19:30, mit Einführung: Dr. Guillaume Fiedler-Plas 

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

Because we were beautiful

Im Zweiten Weltkrieg wurden während der dreijährigen Besatzungszeit durch die japanische Armee Mädchen und Frauen in Indonesien zu sexueller Sklaverei gezwungen.

Wann
Mi 21.05., 19:30 Uhr, zu Gast: Nataly Han vom Koreaverband Berlin

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

Die Massaker von Sétif an einem Gewissen 8. Mai 1945 (Les Massacres de Sétif, un certain 8. Mai 1945)

Mehdi Lallaoui dokumentiert, warum der Tag des Kriegsendes in Europa bis heute in Algerien als ein Tag der Trauer gilt.

Wann
Di 13.05., 19:30 Uhr, zu Gast: Mehdi Lallaoui

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

Cinema, Aspirinas e Urubus

August 1942: „Als ob Brasilien endlos wäre“, sagt der Vertreter Johann, als er durch die Öde des brasilianischen Nordens fährt.

Wann
So 06.04, 19:30 Uhr

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
10,00 € (normal) / 7,00 € (ermäßigt)

Camp de Thiaroye

Ousmane Sembènes Film CAMP DE THIAROYE erinnert an das Massaker von Thiaroye im Senegal, das am 1. Dezember 1944 stattfand.

Wann
Mi 16.04., 19:30 Uhr

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
10,00 € (normal) / 7,00 € (ermäßigt)

Unterwegs als sicherer Ort

Die Beschäftigung mit dem ungesühnten Mord an seinem jüdischen Großvater stand für den Kölner Schriftsteller Peter Finkelgruen am Beginn seiner Suche nach der eigenen Herkunft.

Wann
Di 22.04. 19:30 Uhr

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)