Afrikanische Kolonialsoldaten in deutscher Perspektive – Krieg, Rassismus und Geschlecht im 19. und 20. Jahrhundert

Rassistische Bilder von afrikanischen Kolonialsoldaten wurden bereits im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geprägt und dann zur Kaiserzeit in den Debatten über Kolonialkriege und in der Weimarer Republik in der Kampagne gegen die Rheinlandbesetzung fortgeschrieben. Die Bilder dienten der Propaganda gegen feindliche Mächte, verhandelten aber auch Geschlechterverhältnisse und »Weißsein« der deutschen Gesellschaft selbst. In der NS-Zeit schlug sich dies in der Zwangssterilisation hunderter Kinder von Kolonialsoldaten und weißen Müttern sowie in zahlreichen »gebilligten Massakern« der Waffen-SS an Kolonialsoldaten nieder. Kolonialsoldaten etwa aus Nord- und Westafrika hatten danach wesentlichen Anteil an der Befreiung des Elsass und Badens vom NS. Die dabei verübte, auch sexualisierte Gewalt gegen Zivilist*innen ist bis heute öffentlich präsent, während die Taten weißer Soldaten eher ausgeblendet wurden. Vor allem aber blieben die an den Kolonialsoldaten verübte Gewalt und der weiter tradierte Rassismus, unter dem Kinder von weißen Frauen und Kolonialsoldaten auch nach 1945 weiter zu leiden hatten, ein Randthema.

 

Im Anschluss:

Auch Afrikaner haben das Elsass befreit (Cést nous les Africains … Eux aussi ont libéré l’Alsace)

Überlebende Kolonialsoldaten aus Nordafrika berichten in Interviews, wie sie rekrutiert und in de Gaulles Armee des Freien Frankreich diskriminiert wurden. Einige blieben im Elsass und wurden „auf dem Papier Franzosen“, fühlen sich aber auch ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende nicht als gleichberechtigt anerkannt.

Frankreich 1994 | OmU | 26 Min.
Regie: Jean-Marie Fawer

Unsere vergessenen Befreier

Wann
Di 03.06., 19:00 Uhr, zu Gast: Heiko Wegmann (freiburg-postkolonial)

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
frei