Das Kino des Amos Gitai – Einladung zum Dialog

23.10.2024 – 31.1.2025

Amos Gitai gilt als einer der angesehensten israelischen Filmschaffenden. Sein Werk, das seit Beginn der 1970er-Jahre entsteht, stellt sowohl eine große Erzählung als auch eine kritische Analyse seines Heimatlandes dar. Krieg, Konflikt, Vertreibung, Geschichte, Erinnerung und das menschliche Dasein im Allgemeinen sind zentrale Themen in Gitais Werk.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich darüber hinaus ein Filmemacher, dessen Œuvre weitaus komplexer und reichhaltiger ist als diese einfache Kategorisierung vermuten lässt. Gitais Kunst lässt sich vielleicht am besten als ständiger Aufruf zum Dialog verstehen, als ein radikal ergebnisoffenes Projekt, das sich in einer faszinierenden Vielfalt von Ansätzen und Geschichten manifestiert. Wie die meisten Dialoge im wirklichen Leben wandeln auch die Filme von Amos Gitai auf verschlungenen Wegen und enden oft, ohne einen Moment der Katharsis oder Auflösung zu erreichen. Und scheitern mitunter auch, getreu dem Beckett’schen Motto: „Gescheitert. Egal. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ (Filmmuseum Wien)

 

Vergangene Veranstaltungen dieser Reihe:

Free Zone

Erzählt wird die Geschichte dreier Frauen: einer Amerikanerin, einer Israelin und einer Palästinenserin. Ihre Lebenswege kreuzen sich eines Tages, und die gemeinsame Reise führt in die »Free Zone« zwischen Syrien, Jordanien und Israel. Ihr Ziel: ein Umschlagplatz für gebrauchte Autos im Grenzgebiet zwischen Jordanien, dem Irak und Saudi-Arabien, der sogenannten »Free Zone«.

Vorher:
LETTER TO A FRIEND IN GAZA
(BRIEF AN EINEN FREUND IN GAZA)
Was werden unsere Kinder oder Enkel denken, wenn sie erfahren, wie wir die Menschen in den besetzten Gebieten behandelt haben? Und wie werden wir auf ihre Fragen antworten? Dass wir nicht wussten, wie schlimm es war? Diese Fragen stammen aus einem politisch brisanten Schreiben der israelischen Schriftstellerin Amira Hass. Es ist nur eines der kraftvollen und poetischen Texte, die von palästinensischen und israelischen Schriftstellern und Denkern wie Mahmoud Darwish, S. Yizhar und Emile Habibi verfasst und von verschiedenen Akteuren in dieser Reaktion auf den langwierigen Konflikt an der Grenze zwischen Israel und Gaza vorgetragen wurden

Wann
Di 14.01., 19:00
Mi 15.01., 21:00

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

Field Diary (Yoman Sade)

FIELD DIARY entstand während des Libanonkriegs 1982 und beschreibt den Alltag in den von Israel besetzten Gebieten in Tagebuchform. Mit diesem Film – der sofort als ein Meilenstein der Kriegsdokumentation erkannt wurde – zementierte Gitai seinen Status als eine der führenden Stimmen des politischen Kinos.

Wann
Fr 17.01., 21:30
So 19.01., 17:00

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

Désengagement (Trennung)

Als Ana (Juliette Binoche) nach dem Tod ihres Vaters nach Israel zurückkehrt, um die Tochter zu treffen, die sie einst zur Adoption freigab, steht sie ein ums andere Mal vor verschlossenen Türen, vor Grenzen, vor Zäunen und Mauern – manchmal auch menschlichen aus Polizeischildern. Die Protagonistin muss am eigenen Leibe erfahren, wie tief zerrissen und gespalten die Region des Nahen Ostens ist.

Wann
Fr 22.11., 21:30
So 01.12., 17:00

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

News From Home

NEWS FROM HOME (2006) schließt die Trilogie ab, deren historische Spanne von 25 Jahren bei einem Haus beginnt und sich geografisch und thematisch ausweitet. Ein weiteres Mal kehrt Amos Gitai zu dem Haus zurück, und nimmt mit ruhigen Kamerabewegungen die Veränderungen wahr, die in den vergangen Jahren geschahen, und welche im Umfeld des Hause in dem Mikrokosmos der zusammenlebenden israelischen und palästinensischen Gemeinschaft geschahen und geschehen. Er untersucht die Beziehungen zwischen den Einwohnern des Hauses, Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Israelis und Palästinensern. Alle werden auf ihre Art ein Symbol für das Schicksal der Region, der Welt.

Wann
Do 12.12., 17:30

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)

Ein Abend mit Amos Gitai – Vortrag und Diskussion

Amos Gitai, geboren 1950 in Haifa als Sohn eines berühmten Bauhaus-Architekten (Munio Weinraub Gitai) und einer Intellektuellen (Efratia Margalit Gitai), ist nicht nur für seine über 60 Filme bekannt, sondern auch für seine Installationen, Theaterstücke, Zeichnungen und Bücher. In der Veranstaltung wird er über die große Bandbreite seines künstlerischen Schaffens sprechen. Was treibt seine Kreativität und Produktivität an? Mit welchen künstlerischen Mitteln versucht er, Verständigung und Dialog zwischen verfeindeten Gruppen zu ermöglichen? Wie kann eine bestimmte filmische Erzählweise Raum zum Nachdenken und Zuhören schaffen? Und last but not least: Wie bewahrt man als kritischer Künstler angesichts der immer auswegloser scheinenden Lage Hoffnung? 

Wann
Do 12.12., 19:30, zu Gast: Amos Gitai

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
10,00 € Anmeldung unter: kino@koki-freiburg.de

Rabin, the last Day

RABIN, THE LAST DAY unternimmt eine Rekonstruktion jenes Tages, an dem der israelische Premierminister im Jahr 1995 ermordet wurde. Gitai verwendet klassische dokumentarische Darstellungsmittel – Interviews, kunstvoll einmontiertes Archivmaterial und mit Schauspielern nach-inszenierte Szenen – und macht zum einen deutlich, dass er eine fanatisch-religiöse, rechte Subkultur für mitschuldig an dem Verbrechen hält und zum anderen der hoffnungsvoll begonnene Friedensprozess damit am Ende war. Der Film ist eine Hommage an einen Staat, der niemals war und der jetzt vielleicht niemals mehr sein wird.

Wann
Fr 06.12., 19:00
Sa 14.12., 21:00

Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg

Eintritt
10,00 € (normal) / 7,00 € (ermäßigt)

House-Trilogie
BAIT (HOUSE)

Gitai begann seine Karriere als Dokumentarist. Der Dokumentarfilmemacher ist laut Gitai ein Archäologe, dessen Aufgabe es ist, die verborgene Wirklichkeit freizulegen; der Spielfilmemacher ein Architekt, der ein Haus baut.

Die Metapher des Dokumentarfilms als archäologische Erkundung ist bereits in Gitais erstem längeren Werk HOUSE (1980) perfekt umgesetzt. Der Film handelt von einem Mietshaus in Westjerusalem, das bis 1948 einem palästinensischen Arzt gehörte und nach der Beschlagnahmung durch die Regierung in den Besitz eines israelischen Professors überging, der es zur Villa umbauen will. Das Haus wird zur Metapher sowohl für die Stadt Jerusalem als auch für Israel als Ganzes. Gitai arbeitet wie ein Archäologe und deckt unter den Schichten der Geschichte ein kompliziertes Labyrinth von Schicksalen auf. Im zweiten (A HOUSE IN JERUSALEM, 1998) und dritten Teil NEWS FROM HOME (2006), der ebenfalls im Forum der Berlinale gezeigt wurde, kehrte Amos Gitai wieder zurück an den Ort und schilderte die Veränderungen der vergangenen Jahre. Dass BAIT (House) vom israelischen Fernsehen zensiert wurde, war nur der Anfang von Gitais Schwierigkeiten mit der Politik.

Israel 1980 / OmeU / 51 Min. / 16mm / Regie: Amos Gitai //
Mi 23.10., 19:30 / Fr 25.10., 17:30 //

 

A HOUSE IN JERUSALEM

Für A HOUSE IN JERUSALEM kehrt Gitai zum selben Haus und zu dessen ursprünglichen Besitzern zurück. Er geht die Straße, die Dor Dor Vedorshav Street im östlichen Jerusalem, entlang und interviewt die jetzigen Bewohner dieser wohlhabenden Nachbarschaft, darunter einen Archäologen, und webt die Bilder von alten und neuen Anrainern zusammen, sorgfältig choreographiert und im charakteristischen Stil seiner besten Dokumentarfilme. Mit A House in Jerusalem schafft Gitai das intelligente und erhellende Porträt nicht nur einer Straße und einer Stadt, sondern eines ganzen Landes. Zurückgenommen und kontrolliert, ist der Film abwechselnd bewegend und tragisch. Ein Film über die Politik und die Geographie des Eigentums.

Israel, F 1998 / OmeU / 87 Min. / Regie: Amos Gitai //
Mi 23.10., 21:00 / Fr 25.10., 19:00 //

 

NEWS FROM HOME

NEWS FROM HOME (2006) schließt die Trilogie ab, deren historische Spanne von 25 Jahren bei einem Haus beginnt und sich geografisch und thematisch ausweitet. Ein weiteres Mal kehrt Amos Gitai zu dem Haus zurück, und nimmt mit ruhigen Kamerabewegungen die Veränderungen wahr, die in den vergangen Jahren geschahen, und welche im Umfeld des Hause in dem Mikrokosmos der zusammenlebenden israelischen und palästinensischen Gemeinschaft geschahen und geschehen. Er untersucht die Beziehungen zwischen den Einwohnern des Hauses, Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Israelis und Palästinensern. Alle werden auf ihre Art ein Symbol für das Schicksal der Region, der Welt.

Israel, F 2006 / OmeU / 97 Min. / Regie: Amos Gitai //
Fr 25.10., 21:00 //

RABIN, THE LAST DAY

RABIN, THE LAST DAY unternimmt eine Rekonstruktion jenes Tages, an dem der israelische Premierminister im Jahr 1995 ermordet wurde. Gitai verwendet klassische dokumentarische Darstellungsmittel – Interviews, kunstvoll einmontiertes Archivmaterial und mit Schauspielern nach-inszenierte Szenen – und macht zum einen deutlich, dass er eine fanatisch-religiöse, rechte Subkultur für mitschuldig an dem Verbrechen hält und zum anderen der hoffnungsvoll begonnene Friedensprozess damit am Ende war. Der Film ist eine Hommage an einen Staat, der niemals war und der jetzt vielleicht niemals mehr sein wird.

Israel, F 2015 / OmeU / 153 Min. / Regie: Amos Gitai //
Mi 30.10., 19:30 //

WADI GRAND CANYON 2001

1981 drehte Gitai mit Wadi eine 40-minütige Dokumentation über das Tal östlich seiner Heimatstadt Haifa. Wadi war ein merkwürdiger, zu einer halburbanen Siedlung gewordener Steinbruch, wo osteuropäische Einwanderer und Überlebende der Konzentrationslager mit vertriebenen Palästinensern wohnten. Gitais Interviews mit den Bewohner*innen lassen das Tal zum Symbol für eine friedliche Koexistenz der Kulturen werden. In dieser Hinsicht ist Wadi eine Variation von Gitais House in einem größeren geografischen Rahmen. Auch hier kehrte Gitai zweimal zurück – für Wadi, Ten Years After (1991) und Wadi Grand Canyon 2001 – und verwendete jeweils Material aus den früheren Filmen. Die individuellen Geschichten sind auch eine Metapher für die Geschichte der Region: Es kommen Neueinwanderer, vor allem aus Russland, während die Lebensqualität rapide abnimmt, bis der Ort und sein multikulturelles Versprechen von Grundstücksspekulanten völlig zerstört werden.

Israel, F, I 2001 / Div. Sprachen mit engl. UT / 90 Min / Regie: Amos Gitai //
Fr 15.11., 21:30; Mi 20.11., 19:30 //