Vor über drei Jahrzehnten sorgte Dušan Makavejev mit seinem Film für Aufsehen – und Zensur. Es ist nicht nur ein Film über Wilhelm Reich, den umstrittenen Adoptivvater der sexuellen Revolution, sondern eine brillante und unterhaltsame Montage dokumentarischen Materials, inszenierter Passagen und Filmzitaten, die ungestüm die These der Untrennbarkeit einer freien (kommunistischen) Gesellschaft und freier Liebe durchleuchten. Heute fällt eher die ironische Systemkritik auf als die freizügige Darstellung von Genitalien und Vereinigungen, aber beides hat damals Gemüter erhitzt. Die Utopie der sexuellen Revolution ist zwar Geschichte, doch der Film hat keinen Funken seiner Energie eingebüßt – und die Parole „Comrade lovers, for your health’s sake, fuck freely!“ nichts von ihrem Charme.

In Kooperation mit dem Zwetajewa-Zentrum und der Kunstwissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg