Pier Paolo Pasolini zum 100. Geburtstag
Open Air Lesung & Film
Der am 5. März 1922 geborene Dichter, Romancier und Regisseur Pier Paolo Pasolini gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten der italienischen Filmgeschichte. Er wuchs in Norditalien auf und war zunächst als Volksschullehrer tätig, bevor er 1950 mit seiner Mutter nach Rom zog. Er knüpfte Kontakte zur Kunstszene in der Hauptstadt, erkundete die Vorstädte und identifizierte sich stark mit den dort lebenden Menschen. Nach anfänglicher Erwerbslosigkeit schrieb er Romane, bevor er 1961 mit ACCATTONE seinen ersten Film drehte. In den folgenden vierzehn Jahren schuf Pasolini 22 Filme, von denen nicht wenige zu den Schlüsselwerken des Weltkinos zählen.
Sexualität, Spiritualität und Macht gehörten zu zentralen Themen seines Schaffens. Pasolini stach mit seinen Filmen, Bücher und Gedichten mitten hinein ins Wespennest der politischen und gesellschaftlichen Missstände im damaligen Italien. Sein Unmut richtete sich gegen die fehlende Aufarbeitung des Faschismus, die sozialen Verwerfungen im Subproletariat und die Arroganz der bürgerlichen Bevölkerung. Die revolutionäre Energie, mit der er sein Unbehagen an der Nachkriegskultur formulierte, hat von ihrer Kraft bis heute nichts verloren.
Am Freitag, den 22. Juli starten wir mit einem Open Air mit Lesung und Film unsere Pasolini Reihe, die bis November 2022 gehen wird.
20:00
LESUNG: PIER PAOLO PASOLINI IN PERSONA
Gaetano Biccari spricht über Leben und Werk des Regisseurs Pier Paolo Pasolini und präsentiert sein neues Buch PIER PAOLO PASOLINI IN PERSONA (Klaus Wagenbach Verlag).
Zu Gast: Dr. Gaetano Biccari
Moderation: Dr. Bettina Schulte
22:00
ACCATTONE – WER NIE SEIN BROT MIT TRÄNEN ASS
Italien 1961 / Regie: Pier Paolo Pasolini / mit: Franco Citti, Franca Pasut, Silvana Corsini / 120 Min / OmeU
Pasolini siedelt sein aufsehenerregendes Filmdebüt in den „borgate“ an, der tristen römischen Vorstadt, die bereits Schauplatz seiner früheren Romane ist. Das dortige Leben und seine Bewohner hatte Pasolini in seiner ersten Zeit in Rom Anfang der 50er Jahre kennengelernt und sich ihnen zeitlebens verbunden gefühlt. Im Mittelpunkt des Films steht Vittorio (Franco Citti), der sich selbst „Accattone“ (Schmarotzer, Bettler) nennt und sich mit Diebstählen, Gaunereien und Zuhälterei kaum über Wasser halten kann. Seine Frau hat ihn verlassen, seine Freundin, die für ihn anschaffen gegangen ist, sitzt im Gefängnis. Als er sich in die junge Stella verliebt, versucht er – erfolglos – sein Leben zu ändern. Mit Laiendarstellern und vor dem Hintergrund einer kargen, neorealistisch anmutenden Vorstadtwüste entwickelt Pasolini eine eindringliche Passionsgeschichte, deren tragische Ausweglosigkeit er mit strengen, geradezu sakralen, an italienische Maler der Frührenaissance erinnernden Bildkompositionen rahmt. Ein Meisterwerk, das durch seine Detailtreue und schonungslos-aufrichtigen gesellschaftlichen Beobachtungen besticht.
In Zusammenarbeit mit dem Centro Culturale Italiano Freiburg
Wann
Fr 22.07., ab 20:00
Wo
Alter Wiehrebahnhof unter den Kastanien – Open Air
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg
Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)