Sind alle vor dem Gesetz gleich oder muss man es sich leisten können? Die rote Faust im Foyer markiert die Arbeiterkammer Wien als historische Errungenschaft der Arbeiterbewegung. Die Idee einer gesetzlichen Interessenvertretung für Arbeitnehmer*innen erweist sich auch in der postmigrantischen, digitalen und pandemisch geprägten Gesellschaft als angesagt: Am Empfang herrscht reger Betrieb. Die Klientel ist divers, der Zugang niedrigschwellig, das Angebot vielfältig, der Umgang freundlich, die Haltung engagiert. Die Mitarbeitenden begegnen in Tränen aufgelösten und eingeschüchterten Menschen auf Augenhöhe und kämpfen für deren Gerechtigkeit. Gebärden- und Sprach-Dolmetscher*innen sind Standard während sie Millionenbeträge erstreiten und den Gerichten aufwändige Prozesse durch geschickte Vergleiche ersparen.

Im Direct-Cinema-Stil gibt FÜR DIE VIELEN den Menschen, deren individuelle Geschichten sich hinter abstrakten Begriffen wie Krise, Rezession und Arbeitsmarktverwerfungen verbergen, ein Gesicht. Die Arbeiterkammer ist seit über 100 Jahren die zentrale Interessensvertretung der Beschäftigten in Wien und einzigartige Anlaufstelle für die vielen, die um ihre Rechte kämpfen. Wäre das nicht auch ein Modell für Baden-Württemberg?