Zum zweiten Mal findet die Biennale für Freiburg vom 16. Juni bis 30. Juli 2023 an verschiedenen Orten in Freiburg, darunter im Kunstverein Freiburg, im Museum für Neue Kunst, dem Kommunalen Kino, dem DELPHI_space/außenstelle und der Kaiserwache sowie auf Straßen und Plätzen im öffentlichen Raum statt. Unter dem Titel „Das Lied der Straße“ widmet sich die zweite Edition der Straße als politischen Raum und als Ort der gelebten Öffentlichkeit.

Die Erfindung von Film und Bahn liegt zeitlich eng beieinander. In beiden verdichtet sich ein Moment der Beschleunigung von Bewegung. Raum und Zeit werden in übermenschlicher Geschwindigkeit überbrückt – eine radikale Neuordnung in der Wahrnehmung der Wirklichkeit. Von einem Ort des Durchgangs und des Wartens wurde der Alte Wiehrebahnhof mit dem Einzug des Kommunalen Kinos 1981 zu einem Ort der Reflexion und des Austauschs über das bewegte Bild.

Lotty Rosenfeld (1943–2020, Santiago de Chile, CL) war eine chilenische Künstlerin und Vorreiterin einer sozial engagierten Kunstpraxis. 1979 gründete Rosenfeld gemeinsam mit Juan Castillo, dem Fernando Balcells, Diamela Eltit und Raúl Zurita das interdisziplinäre politisch-künstlerische Kollektiv CADA (Colectivo de Acciones de Arte), mit dem sie sich gegen das totalitäre Regime in Chile stellten. Der durch das Kollektiv initiierte Slogan „NO+“ etablierte sich zum Symbol des Widerstands in der Pinochet-Diktatur und wird bis heute verwendet. In der Galerie im Alten Wiehrebahnhof sind die Arbeiten UNA MILLA DE CRUCES SOBRE EL PAVIMENTO (1979), UNA HERIDA AMERICANA (1982) und Aufnahmen der Aktion PROPOSICIÓN PARA (ENTRE) CRUZAR ESPACIOS LÍMITES (1983) zu sehen.

Matt Welch (1988, Liverpool, UK) kombiniert Skulptur, Video und Sound zu immersiven Installationen und Environments. In seinen Werken erforscht er die Psychologie, den Körper und die Umgebung des menschlichen Subjekts durch die Linse städtischer Infrastrukturen. In der Galerie zeigt Matt Welch eine kurze, nachgedrehte Szene aus dem Film NACHRICHTEN ÜBER EINE VERÄNDERUNG (1981) der Medienwerkstatt Freiburg. Der Originalfilm ist im Kunstverein Freiburg zu sehen. Im Mittelpunkt des Films steht der Schwarzwaldhof, ein Gebäudekomplex, der im Juni 1980 als Gemeinschaftszentrum besetzt wurde.