Abschied von Thomas Heise (1955-2024)
Er wird fehlen, aber seine Filme bleiben.
Thomas Heise, einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer der Gegenwart ist diesen Mai nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Heise hat seit Beginn der 1990er-Jahre ein singuläres und aufregendes Œuvre realisiert, das sich zu einem großen Teil dem gesellschaftlichen Umbruch im wiedervereinigten Deutschland widmet. Er begann seine Laufbahn an der DEFA. Erste Dokumentarfilme, die dort entstanden, durften in der DDR nicht gezeigt werden. Nach der Wiedervereinigung sorgte er mit seiner Trilogie über Halle-Neustadt mit STAU – JETZT GEHT’S LOS (1992), einem Film über die rechtsradikale Jugendszene in Halle; dann acht Jahre später NEUSTADT STAU – STAND DER DINGE“ (2000) und schließlich mit KINDER. WIE DIE ZEIT VERGEHT (2007) für Aufsehen. Seine Filme bekamen zahlreiche Auszeichnungen, sowohl in Deutschland wie auch international und sie wurden viel und kontrovers diskutiert.
„Von heute aus betrachtet erscheint diese Trilogie über Halle-Neustadt als Panorama ostdeutscher Zustände der Nachwende-Zeit – als eine kluge, reiche Chronik über die Ursachen von Fehlentwicklungen, die heute die Politik beschäftigen: die Morde des rechtsterroristischen NSU und das Versagen der Behörden, das Aufkommen der Partei Alternative für Deutschland (AfD) und der Pegida-Bewegung sowie – damit einhergehend – der kontroverse und zunehmend verschärfte Diskurs zum Thema Migration und Integration. Heises Trilogie zeigt, was diesen Entwicklungen vorausgeht. Und man könnte sogar sagen: Die Filme haben zur Zeit ihrer Entstehung einige Konflikte der Gegenwart bereits antizipiert.“ (Matthias Dell)
Zuletzt schuf Thomas Heise mit HEIMAT IST EIN RAUM AUS ZEIT (2019) ein monumentales Werk, das anhand der Geschichte seiner Familie über vier Generationen hinweg nicht weniger als die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert erzählt.
Stau – Jetzt geht’s los
Im Jahr seiner Premiere war Heises Film ein Politikum: Die Beobachtung von rechtsradikalen Jugendlichen im ostdeutschen Halle-Neustadt sorgte für Debatten in den Medien, die Aufführungen des Films selbst waren regelmäßig Ziel von militanten Störaktionen.
Wann
So 07.07., 17:30
Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg
Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)
Heimat ist ein Raum aus Zeit
Ein Familienfilm, der vom Wilhelminischen Deutschland bis in die Gegenwart ragt. Eine Geschichtsstunde, gemacht aus den Ruinen und den Monumenten privater Leben. Eine Lektion in Montage, wo nichts Bebilderung und schon gar nichts beliebig ist.
Wann
Mi 10.07., 19:30
Do 18.07., 19:30
Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg
Eintritt
10,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 7,00 € (ermäßigt)
Material
„Immer bleibt etwas übrig, ein Rest, der nicht aufgeht. Dann liegen die Bilder herum und warten auf Geschichte“, heißt es zu Beginn von Heises monumentaler Chronik MATERIAL: drei Stunden solcher Bilder, über zwei Dekaden aufgenommen, zum „Wendejahr“ 1989 und den Folgen.
Wann
Mi 17.07., 19:30
Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg
Eintritt
10,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 7,00 € (ermäßigt)
Neustadt Stau – Der Stand der Dinge
STAU revisited. Sieben Jahre nach dem ersten Halle-Neustadt-Film sucht Heise einige seiner Protagonisten wieder auf. Mit den Veränderungen seit 1992 hatte er nicht gerechnet – zunehmende Verarmung der Bevölkerung und Verwahrlosung der Stadt. „Die Stadt ist abgestürzt … Erschöpfung war der Grundeindruck.“
Wann
So 21.07., 17:30
So 28.07., 17:30
Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg
Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)
Kinder. Wie die Zeit vergeht
Zum dritten Mal in Halle-Neustadt. Aber Heise hat keine bloße Fortsetzung der Thematik im Sinn, keine Langzeitbeobachtung über den Alltag in einer ostdeutschen Stadt, obwohl er die Biografien der zentralen Familie Gleffe aus den früheren STAU-Filmen nochmals skizziert.
Wann
Mi 24.07., 19:30
Wo
Kinosaal
Kommunales Kino Freiburg
Urachstraße 40
79102 Freiburg
Eintritt
8,00 € (normal) / 7,00 € (5er Karte) / 5,00 € (ermäßigt)